Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie (M+E) verharrt auch zum Jahresende 2024 im Konjunkturtief. Im Oktober war zwar eine gewisse Erholung bei den Neuaufträgen zu beobachten, aber die Produktion ist erneut geschrumpft. Die Personalpläne liegen tief im Minus, immer mehr Firmen planen mit Kurzarbeit. Die Stimmung in den Unternehmen hat sich kaum verbessert.

Auftragseingänge

Mehr als eineinhalb Jahre befanden sich die M+E-Auftragseingänge in Baden-Württemberg Monat für Monat auf Talfahrt. Nach einer kurzen Stabilisierung im Sommer und einem Rückgang im September zeigte der Trend im Oktober wieder nach oben. Die Firmen verzeichneten 9,2 Prozent mehr Neuaufträge als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Während Fahrzeugbau, Elektrotechnik und Metallverarbeitung zweistellig zulegen konnten, zeigte ich im Maschinenbau kaum Veränderung. Seit Jahresbeginn steht damit für die baden-württembergische M+E-Industrie im Land aber immer noch ein Gesamtminus von 4,9 Prozent in den Büchern. Inzwischen klagt mehr als die Hälfte der Unternehmen über Auftragsmangel.

Produktion

Die über das Gesamtjahr geschwundenen Aufträge führen dazu, dass auch die M+E-Produktion in Baden-Württemberg weiterhin abnimmt. Im Oktober verzeichneten die M+E-Firmen im Südwesten ein Minus von 5,1 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Vor allem Fahrzeugbau und Metallverarbeitung legten dabei den Rückwärtsgang ein. Seit Jahresbeginn liegt die M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit 8,4 Prozent im Minus. Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Niveau vor Corona und Ukraine-Krieg um nahezu einem Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.

Beschäftigung

Nach dem Corona-Einbruch hatten sich die Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit zunächst rasch erholt, dann seit mehreren Monaten seitwärts bewegt. Mittlerweile hat aber auch hier ein Abwärtstrend eingesetzt. Der Oktober schloss in Baden-Württemberg mit einem Minus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind 33.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch rund 143.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate verharren aber weiter tief im Minus und sind fast so tief in den Keller gerutscht wie zu Beginn der Corona-Krise.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 4. Quartal 2024 gab gut ein Drittel der Firmen (33,8 Prozent) an, in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit zu planen. Im Vorquartal waren es noch 28,1 Prozent. Im August (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 114.000 knapp drei Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – durch die Ferienzeit bedingt etwas weniger als noch im Vormonat. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren es mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte. Damit liegen das aktuelle Niveau und auch die neuen Anzeigen zur Kurzarbeit jedoch deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).

Ertragslage

Laut der ifo-Umfrage vom September rechnen die M+E-Firmen bundesweit 2024 im Durchschnitt mit einer geringeren Rendite als im Vorjahr. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (EBIT-Marge unter zwei Prozent) schreiben, gegenüber 2023 deutlich von 36 auf 44 Prozent. Knapp ein Viertel der Firmen schreibt dabei voraussichtlich sogar rote Zahlen. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

Beim ifo-Konjunkturtest im November haben die befragten M+E-Firmen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage erneut etwas schlechter bewertet als im Vormonat. Die Aussichten für die nächsten sechs Monate haben sich allerdings stabilisiert. Der Saldo ist damit aber immer noch deutlicher negativ. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Talsohle immer noch nicht erreicht sieht. Bei den kurzfristigeren Erwartungen – für die nächsten drei Monate – zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Die Einschätzungen für den Export zeigen einen leichten Aufwärtstrend, während sich die Aussichten für die Produktion nochmals verschlechtert haben.

Stand Dezember 2024

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